Max unser Angsthund
Warum widmen wir Max eine Seite auf unserer Homepage?
Ganz einfach, weil es mittlerweile sehr viele Hunde aus dem Auslandstierschutz in Deutschland gibt, darunter und auch viele Angsthunde. Besitzern dieser Hunde wollen wir mit der Geschichte von Max Mut machen, denn Max ist mittlerweile eine fröhliche, sehr charmante und durchaus freche kleine Dachsbracke.
Was ist ein Angsthund?
Ist es ein Hund der ängstlich und vorsichtig ist? Nein ein Angsthund hat richtig Angst. Max hat vermutlich in seinen ersten Lebensmonaten keine positiven Kontakte zu Menschen gehabt und von seiner Mutter gelernt:
Bringe dich in Sicherheit, wenn du Menschen siehst, hörst oder riechst, flüchte und verstecke dich.

Die ersten Tage im neuen Zuhause
Max wurde von unserer Tierfamilie, zwei großen Schäferhunden und zwei dicken Katern, vom ersten Augenblick an sehr freundlich aufgenommen. Allerdings konnten unsere beiden "Großen" Max seine Angst nicht nehmen, er wollte sich nur verstecken. Das Verstecken ließen wir aber nicht zu. Er bekam sein Körbchen im Wohnzimmer in einer ruhigen Ecke aufgestellt und wir ließen ihn soweit in Ruhe. Er fraß und trank nichts, er lag nur im Körbchen mit großen Kulleraugen, hoffte nicht gesehen zu werden und ertrug es wenn er angesprochen wurde.
Da er sich auch lösen sollte, gingen wir mit ihm und unseren Schäferhunden in unseren Garten. Er war natürlich angeleint, da unser Garten sehr groß ist, Max hatte nur eines im Sinn Verstecke zu suchen. Er wollte sich in jedem Gebüsch, jeder Hecke und im Gerümpel des Carports verstecken.

Mein Mann, der Banker…
Ein Banker arbeitet gewöhnlich in einer Bank, nicht so bei uns. Unser Banker saß 14 Tage stundenlang auf unseren diversen Gartenbänken im Garten, gut ausgerüstet mit Buch und Getränk, zu seinen Füßen zwei Schäferhunde und eine kleine Dachsbracke. Nach ein paar Tagen saß die kleine Dachsbracke auf der Bank neben dem Banker. Mit Abstand natürlich, aber freiwillig!
Die ersten Spaziergänge
Wie im Garten wollte Max sich anfangs in jedem Busch am Wegesrand verstecken. Wenn fremde Menschen kamen haben wir ihn in den ersten Tagen auf den Arm genommen, da er richtig Panik bekam und nur flüchten wollte. Später haben wir ihn auf den Boden gelassen und ihm die Möglichkeit gegeben zwischen den beiden Schäferhunden an der Gefahr vorbei zu laufen. Trotzdem war er extrem gestresst wenn er Menschen roch, sah oder hörte.
Da wir im Außenbereich wohnen, begegnen uns vor allem unter Woche sehr wenig Spaziergänger.


Das erste Jahr
Unser Bestreben war, Max Sicherheit durch Führung und Routine zu geben und ihm dabei die Zeit zu lassen, die er braucht. Er baute langsam aber sicher eine Beziehung zu uns auf und wurde in seinem Umfeld immer fröhlicher. Seine ganze Körperhaltung und Ausstrahlung wurden immer positiver, solange keine fremden Menschen ins Spiel kamen.
Er fing auch an sein Zuhause vor Eindringlingen zu bewachen, aber nur solange diese hinter dem Zaun sind.

Max und sein Ball
Nach einem Jahr war die Zeit gekommen, dass Max erzogen werden sollte. Er ließ sich von uns nur greifen wenn er dies wollte, kommen auf Zuruf sah er auch nicht ein, sich hinzusetzen auf Befehl schon gar nicht. Ich würde sagen, von allen unseren Hunden ist er der kleinste mit dem größten Dickkopf.
Eine Erziehung wie bei unseren anderen Hunden, nur mit viel Lob war bei ihm nicht möglich, Leckerli schieden auch aus, da sie ihn nicht interessierten.
Jetzt kam ein Ball ins Spiel und als waschechter Jagdhund haben wir hier seinen wunden Punkt getroffen. Er liebt es hinter dem Ball herzujagen, aber nur Bälle zu jagen ist nicht der Sinn der Sache. Er lernte sehr schnell dass der Ball nur fliegt nur wenn er sich hinsetzt, wenn er sich greifen lässt, wenn er auf Zuruf kommt, wenn er das machst was wir von ihm verlangen.Er lernte auch die Bedeutung von „Nein", da nicht er bestimmt sondern wir. Es wird nur mit dem Ball gespielt wenn wir es wollen.
Eine Dachsbracke ist ein Jagdhund, ein Hund nur für Jäger, wir sind aber keine Jäger. Max sollte also auch von seinem Kopf her ausgelastet werden. Deshalb heißt es jetzt, der Ball muss im Garten gesucht werden. Bei 3500 qm Naturgarten ist er täglich damit beschäftigt seinen Ball zu suchen. Für uns absolut faszinierend, wie er mit wedelnder Rute und dem typischen hohen Bellen der Dachsbracke durch den Garten stöbert und seinen Ball sucht und immer findet. Er gibt nicht auf auch wenn er 15 Minuten hochkonzentriert suchen muss.

Max und der Karton
Der Ball hat Max eine andere Welt eröffnet, er hat neben der Freude auch sehr viel Selbstbewusstsein entwickelt. Dieses Selbstbewusstsein konnten wir weiter steigern indem wir seinen heißgeliebten Ball in einen "gefährlichen" Karton taten. Er musste seinen ganzen Mut zusammennehmen um seinen Ball aus dem Karton zu holen, es klappte aber nicht immer. Das für uns sehr interessante Verhalten von Max war, dass er anfing intensiv mit uns zu kommunizieren. Er bat uns um Hilfe, nicht nur mit Blickkontakt sondern auch mit seiner Stimme. Mittlerweile ist es für ihn selbstverständlich uns um Hilfe zu bitten, wenn z.B. der Ball unter dem Sofa liegt oder unter dem Gartentor rausgerollt ist. Er holt uns und zeigt uns wo wir den Ball finden. Diese Kommunikation, die mit dem Ball anfing zeigt sich jetzt auch in anderen Situationen, er hört uns zu.
Max und die Hundeschule
Wir müssen gestehen, wir sehen Hundeschulen eher kritisch, trotzdem haben wir Hundeschulen getestet. Leider sind wir in unserer Meinung bestätigt worden, dass für einen Angsthund kein zufriedenstellendes Training vorgeschlagen bzw. angeboten wird.
Letzlich sind wir dann doch fündig geworden, eine Hundeschule hat Degility angeboten. Wir dachten es wäre sinnvoll mit Max Degilityübungen in der Gruppe mit Menschen und Hunden zu machen. Anfangs in Begleitung seines Kumpels (unser Schäferhund), dann alleine. Die Trainer ließen ihn in Ruhe, kein Blickkontakt oder Ansprache. Es fing an ihn nicht mehr zu stressen, sondern Spaß zu machen und er baute noch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein auf. Für uns war dies ein weiterer kleiner Erfolg.
Allerdings hat Max nach wie vor ein Problem mit fremden Menschen. Es ist zwar sehr viel besser geworden aber einige Spaziergänger, vor allem wenn es mehrere sind, lösen bei ihm eine Reizüberflutung aus und er stresst sich gewaltig.


Max und das Wohnmobil
Ein Urlaub mit dem Wohnmobil macht Spaß, auch unseren Hunden. Wir haben immer den Eindruck, dass unsere Hunde auf dem Standpunkt stehen die Fahrten finden ausschließlich zu deren Belustigung statt und nicht zu unserer.
Die erste Fahrt mit Max sollte nicht zu lange dauern, deshalb ging es in die Lüneburger Heide. Während der Fahrt saß er mit engen Körperkontakt neben seinem Kumpel. Er war total verunsichert und konnte sich nicht einmal hinlegen. Der erste Stopp, verbunden mit einem sehr langen Heidespaziergang war schon eher nach seinem Geschmack. Er konnte sich erst am Abend entspannen indem er auf meinen Schoß kletterte und sich hinlegte, erst dann schloss er die Augen und schlief ein. Die ersten Nächte verbrachte er bei uns im Bett.Mittlerweile ist Max ein richtiger Wohnmobillist, wenn wir nicht fahren sitzt er auf dem Fahrersitz und keift die Menschen an die vorbei laufen.
Wir waren mit ihm im Norden bis Norwegen, In Frankreich an der Nordküste in Italien ist er mit uns den ganzen Stiefel abgefahren. Er liebt es neue Gebiete zu erkunden, mit uns stundelange Spaziergänge zu unternehmen an leeren Stränden, in den Bergen oder ruhigen Landschaften.



Fazit
Max ist jetzt drei Jahre alt und er fühlt sich in Gesellschaft fremder Menschen nach wie vor sehr unwohl. Es gibt mittlerweile eine Handvoll "Fremder", die er begrüßt. Er freut sich auch sie zu sehen, aber anfassen lässt er sich nicht. Er duldet es von Ihnen angesehen zu werden und erwidert den Blickkontakt, das war früher nicht möglich.
Mit Max in eine belebte Stadt zu gehen stresst ihn immer noch so sehr, dass er in kürzester Zeit mit Durchfall reagiert. Wir vermeiden solche Situationen. Ob es je mit Max möglich sein wird Orte mit vielen Menschen zu besuchen wissen wir nicht. Aber wir akzeptieren seine Angst, denn er macht dies nicht um uns zu ärgern.
Das Wichtigste im Umgang mit Max ist viel Geduld, Konsequenz und klare Regeln.
Es werden immer wieder Situationen auftreten in denen er in sein Angstverhalten fallen wird, das akzeptieren wir. Solange Max die meiste Zeit mit uns stressfrei, fröhlich und selbstbewusst durch sein Leben geht ist die Welt für uns in Ordnung. Alles andere wird sich eventuell noch geben und wenn nicht, dann ist es eben so.
Wir bereuen es keinen Tag den kleinen Max bei uns aufgenommen zu haben und freuen uns immer wieder wenn er sein Köpfchen in unsere Hände legt um gestreichelt zu werden, Hände vor denen er anfangs nur Angst hatte. Wenn er, wie fast jeden Abend, auf den Schoss klettert und sich schnarchend das Bäuchlein kraulen lässt. Es ist etwas Besonderes, ein Leben mit einem Angsthund, der langsam Vertrauen fasst.
Wir danken dem Team von der Arche4dogs, die Max nach Deutschland holten und uns vermittelt haben.
Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Arche4Dogs nur Angsthunde vermittelt. Im Gegenteil, der Großteil der Hunde ist dem Menschen gegenüber aufgeschlossen und freundlich.